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"Märchenspieler" entführten ihr Publikum in den Dschungel Indiens

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Raus aus dem nass-kalten deutschen Winter und hinein in den warmen Dschungel Indiens fühlten sich die kleinen und großen Zuschauer versetzt, die am 3. Advent-Wochenende 2017 eine der Vorstellungen der „Mülheimer Märchenspieler“ besuchten. Für ihr Stück „Das Dschungelbuch“ nach der gleichnamigen Romanvorlage von Rudyard Kipling hatte die Theatergruppe die Bühne der Mülheim-Kärlicher Kurfürstenhalle in ein Stück tropischen Regenwaldes verwandelt.

 

„… Der Vorhang öffnet sich und das Licht wird ganz grün. – Und wir sind bei mir zuhause. – Im Dschungel!...“ – So spricht Baloo, der Bär zu Beginn der Vorstellung die Gäste an und nimmt sie mit auf die Reise.  Und schon geht es los:
Die Wölfe Akela und Rakscha retten den kleinen Mowgli aus den Klauen des Tigers Shere Khan und seines Helfers, dem Schakal Tabaqui und ziehen ihn auf. Als Mowgli größer wird, lernt er von Baloo und dessen Freund, dem schwarzen Panther Bagheera die Geheimnisse des Dschungels kennen. In alles weihen sie ihn ein und bringen ihm bei, im Dschungel zu überleben. Denn, wie sagt Bagheera: „Ist irgendetwas zu klein, um im Dschungel gefressen zu werden? – Nein!“

Mowgli wächst mit den Wölfen, Baloo und Bagheera auf und lernt viele Freunde kennen. Mit Colonel Hathi und seiner Elefanten-Patrouille darf er exerzieren und mit den Bandar-Log, dem Affenvolk von King Louis tollt er durch die Bäume.
Auch die Felsenschlage Kaa lernt er kennen. Gerade noch rechtzeitig rettet Baloo ihn davor, von ihr verschlungen, und „in den nächsten drei Wochen verdaut“ zu werden.
Doch die Lage  spitzt sich zu. King Louis, der König der Affen will „die rote Blume“ haben, wie die Tiere das Feuer nennen, und er lässt Mowgli entführen. Mit Hilfe  von Kaa gelingt es Baloo und Bagheera, ihren Schützling zu befreien, und King Louis und seine Bandar Log in die Flucht zu schlagen. Und so kommt es zur finalen Auseinandersetzung zwischen Mowgli und seinen Freunden auf der einen Seite und dem Tiger Shere Khan auf der anderen Seite. Der Tiger hasst den Menschen Mowgli  und hat gleichzeitig Angst vor ihm und seiner Fähigkeit, Feuer zu entfachen. Und er schafft es, dass das Wolfsrudel sich von seinen Anführern Akela und Rakscha distanziert und Mowgli verstößt.
Mowgli geht zu den Menschen zurück – zu seinem Volk – doch hinterlässt er zuvor seinen „Wolfseltern“ und seinem alten Rudel noch ein Geschenk: Ihre Freiheit! – In Form der „roten Blume“ - oder des Feuers - wie die Menschen es nennen.

So geht die Geschichte mit Mowglis Abschied von seinen Freunden etwas traurig zu Ende. Und viele der Zuschauer konnten sich ein Tränchen oder ein Schlucken nicht unterdrücken, als Mowgli sich von Akela und Rakscha verabschiedet, der ‚einzig wahren Mutter, die er je gekannt hat‘, wie er sagt, und als Akela, Rakscha, Baloo und Bagheera ihm traurig hinterher schauen, wenn er den Dschungel verlässt und zu den Menschen geht.

Und dann ist noch einmal Baloo dran. Er berichtet noch davon, dass Mowgli jeden Abend von der Menschensiedlung aus in den Dschungel schaut und in die Nacht lauscht und dass er so die Stimmen seiner Freunde hören kann und er ihnen so ganz nah ist. "Denn das Dschungelbuch ist nie zuende!"

Mit dem "Dschungelbuch" haben die "Mülheimer Märchenspieler" einmal mehr einen Volltreffer gelandet. Nach "Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge" - der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens - im vergangenen Jahr, hatten sie sich in 2017 erneut eines Klassikers der Weltliteratur angenommen und "Das Dschungelbuch" nach Rudyard Kipling für die Bühne aufbereitet. Ein Buch, das seine Berühmtheit dem Disney-Film von 1967 verdankt und in dieser Form weltweit einer der meistgespielten Filme überhaupt ist. Die in Mülheim-Kärlich gezeigte Bühnenfassung von Frank Pinkus orientiert sich sehr nah an diesem Film. Kein Wunder also, dass die meisten Zuschauer sich irgendwie "zuhause" fühlten und quasi alle Charaktere auf der Bühne kannten.

Wie immer bei den "Märchenspielern" beeindruckten nicht nur die schauspielerischen Leistungen der Darsteller, sondern auch - und gerade in diesem Jahr - die Ausstattung der Bühne sowie der Kostüme. Die Felsenschlange Kaa etwa in ihrem verführerischen blau-grün-gelben Kleid und ihrem 10 Meter langen Körper, die sich aus  luftiger Höhe über die Bühne schlängelt, ist dabei sicher ebenso ein Hingucker, wie Colonel Hathi, der mit seiner Elefanten-Patrouille in Tropenuniform durch das Unterholz stampft und Mowgli das Exerzieren beibringt. Jeder einzelne der Elefanten ist dabei so ausladend, dass er hinter der Bühne durch keine einzige Tür passt und sich nur im Saal und auf der Bühne bewegen kann. Aber auch alle anderen Kostüme, die zum großen Teil speziell für die Aufführungen in Mülheim-Kärlich kreiert und geschneidert wurden, sind kleine "Kunstwerke". Fast alle Charaktere sind Tiere - von Mowgli einmal abgesehen - und so war es die Frage, wie diese darzustellen seien. Die "Märchenspieler" hatten sich dafür entschieden, alle Tiere zu 'vermenschlichen', dabei jedoch die Eigenarten und das Aussehen der jeweiligen Tierart in Ansätzen zu bewahren. Shere Khan, der etwas abgehalfterte, lahme Tiger, in seinem Tiger-Sacko und goldener "KING"-Kette, passte haargenau. Die Reaktionen der Zuschauer zeigten, dass dies eine ausgezeichnete Idee war.

Was im kommenden Jahr am 3. Advent-Wochenende auf der Bühne in der Kurfürstenhalle zu sehen sein wird, wissen die "Märchenspieler" noch nicht. Aber schon jetzt sicher ist, dass es auch in 2018 wieder ein Highlight im Veranstaltungskalender der Vorweihnachtszeit sein wird.

Mehr Fotos gibt es HIER in unserer Galerie!